Gehörlosenseelsorge in der Evangelischen Kirche im Rheinland

Über uns

Eigentlich sind wir ganz "normale" Evangelische Kirchengemeinden ...

..., so wie man sie kennt: mit Gottesdiensten am Sonntag, Taufen, Konfirmationen, Trauungen und Beerdigungen, Eltern-Kind-Kreisen, Kinder- und Jugendgruppen, Schulgottesdiensten, Erwachsenenbildung, Treffen für Seniorinnen und Senioren und Gemeindefesten.

Rund 20 Evangelische Gehörlosengemeinden gibt es in der EKiR,

der Evangelischen Kirche im Rheinland. Und mit dem Namen "Gehörlosengemeinde" ist auch schon angesprochen, was uns von anderen Kirchengemeinden unterscheidet: unsere Gemeindeglieder sind nämlich gehörlos/taub. Sie können zwar möglicherweise ein lautes Geräusch über ihr Gehör aufnehmen, aber keine gesprochene Sprache, und das in der Regel von Geburt oder frühester Kindheit an. Gehörlose Menschen benutzen daher untereinander eine eigene Sprache, die Deutsche Gebärdensprache, eine eigenständige Sprache und wie es sich für eine eigenständige Sprache gehört auch mit vielen Dialekten.

Damit sind den vielfältigen Angeboten der "normalen" Kirchengemeinden vor Ort in Bezug auf gehörlose Menschen sehr enge Grenzen gesetzt, die sich nicht ohne Weiteres überwinden lassen. So wichtig es auch ist, einzelne Veranstaltuungen der Kirchengemeinde durch Dolmetschende in Gebärdensprache übersetzen zu lassen, also "inklusiv" zu arbeiten und eine Verbindung zu gehörlosen Menschen herzustellen, dies allein wäre nicht genug. Selbst wenn jede (!) Veranstaltung jeder einzelnen Kirchengemeinde ständig auch in Gebärdensprache übersetzt werden würde, eins könnte dies alles nicht ermöglichen: die Gemeinschaft von Menschen, die sich miteinander in Gebärdensprache austauschen und so auch ihren Glauben miteinander leben.
So ist man schon vor über 150 Jahren einen anderen Weg gegangen: Gehörlose Menschen haben sich zu Gehörlosengemeinden zusammengeschlossen, und der Pfarrer (später auch die Pfarrerin) musste eben ihre Sprache lernen: die Deutsche Gebärdensprache (DGS).

Wir sind heute ein Team

von 12 "hörenden" Pfarrerinnen und Pfarrern, alle ausgebildet in Deutscher Gebärdensprache, und einem gehörlosen Jugendleiter. Wir Hauptamliche arbeiten in unseren Gemeinden zusammen mit sehr vielen engagierten ehrenamtlichen gehörlosen Gemeindegliedern und gestalten gemeinsam das Leben in unseren gehörlosen Kirchengemeinden. Was es alles an Angeboten gibt, findet Ihr bei "Angeboten und Terminen"; wenn Ihr Euch für eine spezielle Gehörlosengemeinde in Eurer Nähe interessiert, dann ist der Punkt "Gemeinden" der richtige.

Unser Arbeitsbereich nennt sich traditionell "Gehörlosenseelsorge",

obwohl unsere Aufgaben und Angebote weit über "Seelsorge" hinausgehen. Und dennoch ist "Seelsorge" ein besonderer und intensiver Bereich unserer Arbeit. Er fängt zum Beispiel da an, wo hörende Eltern die Nachricht erhalten, dass ihr gerade geborenes Kind gehörlos ist und die Stimme seiner Eltern nie wird hören können. Hier bieten wir uns zum Gespräch und zur Begleitung an. Wir ermöglichen Eltern einen Austausch über ihre Situation in den Eltern-Kind-Kreisen und Familientreffen, wir fördern junge hörgeschädigte Kinder bei Gruppentreffen, Ausflügen und Freizeiten, bei denen alle die gleiche Sprache sprechen - Angebote, die neben Spaß und Freude, auch eine hohe seelsorgerliche Komponente haben. Es ist nicht immer "lustig", anders zu sein als die anderen, von der (hörenden) Welt und ihrem Leben oft isoliert zu sein, und mit allem eigenen Bemühen immer wieder an Grenzen zu stoßen. Das gilt für Kinder und Jugendliche genauso wie für Erwachsene.

Koeln-Kartäuserfest

Solche Erfahrungen aus der Lebenswelt gehörloser Menschen

gehören in unserem Team von Hauptamtlichen zum "täglich Brot" und gemeinsam mit den Betroffenen versuchen wir in der Gemeinschaft unserer gehörlosen Kirchengemeinden, diese Erfahrungen ins Gespräch zu bringen und nach weiterführenden Wegen zu suchen. Die Gemeinschaft in den Gehörlosengemeinschaft gibt uns Kraft für den Alltag, und wir genießen hier die freie Kommunikation in Gebärdensprache, die Ausgelassenheit, das Miteinanderlachen und die Freude bei den Veranstaltungen. Und nicht zuletzt freuen wir uns über hörende Menschen, die sich für uns und das Leben in unseren Gemeinden interessieren und den Kontakt zu uns suchen!!!

Also, nur Mut, wir freuen uns auf Euch!